Der Austausch von Produktkatalogen zwischen Lieferanten und Einkaufssystemen erfordert standardisierte Strukturen. BMEcat bietet als XML-basiertes Austauschformat eine etablierte Lösung für den elektronischen Datenaustausch im B2B-Bereich. Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. initiierte die Entwicklung dieses Katalogstandards, um Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Beschaffungsprozesse zu unterstützen.
Das Fraunhofer Institut IAO Stuttgart entwickelte gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen das BMEcat-Format ab 1999. Die erste Version 1.0 wurde im November 1999 veröffentlicht. Mit der Version 1.2 zur CeBIT 2001 etablierte sich BMEcat als de-facto-Standard für den Austausch elektronischer Produktkataloge im deutschsprachigen Raum.
Der BME-Verband zählt zu den führenden Fachverbänden für Einkauf und Logistik in Europa. Das BMEcat-Format leistet einen wesentlichen Beitrag zum Produktdatenmanagement und ermöglicht Unternehmen die effiziente Verwaltung ihrer Katalogdaten.
Was ist BMEcat?
BMEcat bezeichnet ein XML-basiertes Format für den elektronischen Austausch von Produktkatalogen zwischen Lieferanten und Kunden. Die Bezeichnung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: BME steht für den Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V., während cat die Kurzform für catalog darstellt. Der Bundesverband Materialwirtschaft initiierte dieses Austauschformat, um einheitliche Standards im B2B-Bereich zu schaffen.
Die XML-Technologie bildet die technische Basis des BMEcat-Formats. XML ermöglicht die strukturierte Darstellung von Daten durch definierte Datenfelder und hierarchische Strukturen. Diese standardisierten Datenfelder gewährleisten, dass verschiedene IT-Systeme die Katalogdaten automatisch verarbeiten können. Der offene und kostenfreie Charakter des Standards fördert die breite Akzeptanz bei Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen.
Wie ist das BMEcat-Format aufgebaut?
Das BMEcat-Format folgt einer klar definierten Struktur. Jede BMEcat-Datei besteht aus zwei Hauptteilen: dem Header (Kopfbereich) und dem Transaktionsteil. Diese zweiteilige Struktur ermöglicht die systematische Organisation von Katalogdaten und erleichtert die automatisierte Datenübertragung zwischen unterschiedlichen Systemen.
Header (Kopfbereich)
Der Header enthält grundlegende Informationen über den gesamten Katalog. Lieferanten hinterlegen hier Metadaten wie das Erstellungsdatum, die Katalog-ID, Spracheinstellungen und Währungsangaben. Die Spezifikation definiert zudem Felder für Absender- und Empfängerinformationen sowie Gültigkeitszeiträume der Katalogdaten. Diese Informationen ermöglichen den Einkaufssystemen die korrekte Zuordnung und Verarbeitung der nachfolgenden Produktdaten.
Transaktionsteil
Der Transaktionsteil bestimmt, welche Teile eines Katalogs übertragen werden. Die BMEcat-Spezifikation definiert drei Transaktionstypen für unterschiedliche Anwendungsfälle:
T_NEW_CATALOG überträgt einen vollständigen neuen Produktkatalog. Diese Transaktion kommt bei der Erstübertragung oder bei grundlegenden Neustrukturierungen zum Einsatz. Der Katalog enthält alle Produktdaten, Preise, Klassifikationen und Strukturinformationen.
T_UPDATE_PRODUCTS aktualisiert bestehende Produktinformationen. Lieferanten nutzen diese Transaktion für die Aktualisierung von Produktbeschreibungen, Merkmalen oder Bildern. Die Datenmenge reduziert sich im Vergleich zur Vollübertragung erheblich.
T_UPDATE_PRICES dient ausschließlich der Preisaktualisierung. Diese spezialisierte Transaktion ermöglicht die schnelle Übermittlung geänderter Preise und Konditionen ohne die Übertragung vollständiger Produktdaten.
Jede Transaktion enthält Produktdaten mit Artikelnummern, Beschreibungen, Artikelmerkmalen, Preisen und Medienreferenzen. Die strukturierte Produktbeschreibung ermöglicht Einkaufssystemen die automatische Kategorisierung und Darstellung der Artikel.
Welche BMEcat-Versionen gibt es?
Die Entwicklung des BMEcat-Formats umfasst mehrere Versionen mit unterschiedlichen Funktionsumfängen. Die Versionsnummer kennzeichnet den jeweiligen Entwicklungsstand und die verfügbaren Features.
| Version | Jahr | Status | Hauptmerkmale |
|---|---|---|---|
| Version 1.0 | 1999 | veraltet | Erstveröffentlichung, Basis-Katalogaustausch |
| Version 1.2 | 2001 | im Einsatz | Durchbruch als Standard, klassisches eProcurement |
| BMEcat 2005 | 2005 | aktuell | Externe Kataloge, Mehrsprachigkeit, konfigurierbare Produkte |
| BMEcat 2005.2 | aktuell | aktuell | Verbesserte Klassifikationssystem-Unterstützung |
BMEcat 1.2
Die Version 1.2 etablierte sich als weitverbreiteter Katalogstandard im deutschsprachigen Raum. Diese Version unterstützt grundlegende Produktinformationen, Preisstrukturen und Bildverwaltung. Viele eProcurement-Plattformen wie Mercateo setzen auf BMEcat 1.2 als primäres Katalogformat. Die Umsetzung dieser Version eignet sich für standardisierte Beschaffungsprozesse mit klar strukturierten Katalogdaten.
BMEcat 2005
Mit BMEcat 2005 erweiterte das BMEcat-Team den Funktionsumfang erheblich. Die Spezifikation ermöglicht mehrsprachige Kataloge innerhalb einer Datei, wodurch internationale Kunden mit einem Katalogdokument bedient werden können. Konfigurierbare Produkte und Produktvarianten lassen sich detailliert abbilden. Die Integration externer Kataloge über OCI und PunchOut erweitert die Einsatzmöglichkeiten. Logistikinformationen wie Abmessungen, Gewicht und Lieferzeiten ergänzen die Produktdaten.
Die aktuelle Version BMEcat 2005.2 optimiert die Unterstützung für Produktklassifikationssysteme. Die enge Abstimmung mit ECLASS e.V. gewährleistet die reibungslose Integration standardisierter Klassifikationen. Diese Überarbeitung erfolgte unter Federführung des Bundesverbandes Materialwirtschaft, um den aktuellen Marktanforderungen gerecht zu werden.
Integration von Produktklassifikationssystemen
BMEcat unterstützt die Integration verschiedener Produktklassifikationssysteme. Diese Klassifikationen strukturieren Produkte nach einheitlichen Kriterien und ermöglichen die branchenübergreifende Vergleichbarkeit von Artikeln.
ECLASS bietet ein hierarchisches Klassifikationssystem für Produkte und Dienstleistungen. Die Klassifikation umfasst über 45.000 Produktklassen mit standardisierten Merkmalen. BMEcat 2005.2 optimiert die ECLASS-Integration durch erweiterte Datenstrukturen.
UNSPSC (United Nations Standard Products and Services Code) etabliert sich als internationaler Standard mit über 50.000 Klassencodes. Die Verwendung von UNSPSC ermöglicht Unternehmen die globale Produktklassifikation und erleichtert den internationalen Handel.
ETIM BMEcat
ETIM (Electro-Technical Information Model) spezialisiert sich auf elektrotechnische Produkte. Die Kombination von BMEcat mit ETIM-Klassifikation führte zur Entwicklung des ETIM BMEcat-Formats. ETIM International veröffentlicht eigenständige Guidelines für die Erstellung ETIM-konformer BMEcat-Dateien.
Die ETIM BMEcat Guidelines definieren strukturierte Vorgaben für die Integration von ETIM-Klassennummern und Merkmalswerten. Die aktuelle Version 5.0 wurde im Juni 2021 veröffentlicht und erweitert das Format um Felder für die Gefahrstoffkennzeichnung gemäß REACH-Verordnung. Die Guidelines legen detailliert fest, wie technische Merkmale im XML-Format zu hinterlegen sind.
ETIM BMEcat ermöglicht einen optionalen vierten Transaktionsteil namens T_NEW_PRODUCTDATA. Dieser Transaktionsteil überträgt ausschließlich die grundlegenden Produktdaten für den initialen Import in PIM-Systeme oder Datenbanken. Preis- und Logistikdaten werden in einem separaten Schritt nachgeliefert. Diese Aufteilung beschleunigt die Produktdatenintegration bei umfangreichen Sortimenten.
Vorteile des BMEcat-Formats
BMEcat standardisiert den Datenaustausch zwischen Lieferanten und Kunden im B2B-Bereich. Die Verwendung eines einheitlichen Formats reduziert die Notwendigkeit bilateraler Abstimmungen zwischen Geschäftspartnern. Lieferanten implementieren die BMEcat-Erstellung einmalig und beliefern anschließend beliebig viele Kunden mit standardisierten Katalogdaten.
Die Automatisierung des Datenaustausches minimiert manuelle Arbeitsaufwände. Einkaufssysteme verarbeiten BMEcat-Dateien ohne manuelle Dateneingabe. Diese Automatisierung reduziert Fehlerquoten bei der Datenübertragung und beschleunigt die Aktualisierung von Produktinformationen.
Das BMEcat-Format leistet einen wesentlichen Beitrag zum Produktdatenmanagement entlang der gesamten Lieferkette. Unternehmen nutzen BMEcat für den systematischen Umgang mit Produktinformationen vom Hersteller bis zum Endkunden. Die standardisierten Datenstrukturen ermöglichen eine konsistente Datenpflege über verschiedene Systeme hinweg.
Die Nutzung des BMEcat-Standards senkt die Kosten bei allen beteiligten Unternehmen. Standardschnittstellen ersetzen individuelle Programmierungen für jeden Geschäftspartner. Diese Skalierbarkeit ermöglicht Unternehmen den effizienten Umgang mit wachsenden Kundenzahlen und Produktsortimenten.
Einsatzbereiche im B2B-Bereich
BMEcat findet breite Anwendung in verschiedenen Bereichen der digitalen Beschaffung. eProcurement-Systeme wie SAP Ariba, Mercateo, Coupa, Jaggaer und Onventis verarbeiten BMEcat-Kataloge als Standardformat. Einkäufer nutzen diese Systeme für die strukturierte Bestellung von Produkten direkt aus dem ERP-System heraus.
Die Integration in ERP-Systeme ermöglicht die nahtlose Verbindung zwischen Katalogdaten und Bestellprozessen. Unternehmen importieren BMEcat-Dateien in ihre Warenwirtschaftssysteme und greifen auf aktuelle Produktinformationen zu. PIM-Systeme (Product Information Management) nutzen BMEcat für die zentrale Verwaltung und Ausleitung von Produktdaten an verschiedene Vertriebskanäle.
Lieferanten stellen BMEcat-Kataloge für ihre Kunden bereit und ermöglichen den automatisierten Katalogdatenaustausch. Der strukturierte Austauschformat gewährleistet, dass beide Seiten mit identischen Produktinformationen arbeiten. Diese Vereinheitlichung reduziert Missverständnisse und beschleunigt Bestellprozesse.
Erstellung von BMEcat-Katalogen
Die Erstellung von BMEcat-Dateien erfordert die Zusammenführung verschiedener Produktdaten aus unterschiedlichen Quellen. Unternehmen nutzen mehrere Ansätze für die Kataloggeneration.
ERP-Systeme exportieren Produktdaten direkt im BMEcat-Format. Diese Integration erfordert initiale Programmieraufwände, ermöglicht anschließend jedoch die automatisierte Kataloggeneration. Die Daten stammen direkt aus den operativen Systemen und bilden den aktuellen Produktbestand ab.
Excel-Dateien dienen häufig als Datenquelle für kleinere Kataloge. Die Umwandlung von Excel in BMEcat erfolgt über spezialisierte Software oder manuelle XML-Bearbeitung. Diese Vorgehensweise eignet sich für Unternehmen mit begrenzten IT-Ressourcen.
Die Herausforderung bei der Erstellung liegt in der korrekten Umsetzung der XML-Struktur. Dateien müssen der BMEcat-Spezifikation entsprechen und alle Pflichtfelder enthalten. Klassifikationszuordnungen erfordern Kenntnisse der jeweiligen Standards wie ECLASS oder UNSPSC. Die Frage der technischen Umsetzung beschäftigt viele Unternehmen bei der erstmaligen BMEcat-Implementation.
BMEcat-Software und Automatisierung
Spezialisierte BMEcat-Software automatisiert die Katalogverwaltung und reduziert manuelle Arbeitsschritte. Diese Lösungen bieten Funktionen für das automatische Mapping von Datenquellen, die Klassifikationszuordnung und die Validierung von Katalogdaten.
Die Software erkennt Datenstrukturen aus verschiedenen Formaten und ordnet diese automatisch den BMEcat-Datenfeldern zu. Klassifikationsvorschläge basieren auf Produktbeschreibungen und Artikelmerkmalen. Die integrierte Validierung prüft Kataloge vor dem Export auf Vollständigkeit und Konformität.
Multi-Format-Export ermöglicht die Ausleitung in verschiedene Zielformate. Neben BMEcat 1.2 und BMEcat 2005 unterstützen moderne Lösungen auch Ariba CIF, Excel und CSV. Diese Flexibilität erlaubt die Bedienung unterschiedlicher Kundensysteme mit einer zentralen Datenbasis.
BMEcat-Kataloge mit Primus Catalog automatisiert erstellen.
Primus Catalog von Pro3Con
Primus Catalog bietet eine cloudbasierte Lösung für die BMEcat-Erstellung und Katalogverwaltung. Die Plattform ermöglicht die automatisierte Verarbeitung von Produktdaten aus ERP- und PIM-Systemen. Das automatische Mapping ordnet Datenfelder ohne manuelle Konfiguration zu und speichert die Zuordnungen für zukünftige Uploads.
Die Software führt automatische Prüfungen der Katalogdaten nach ECLASS und UNSPSC durch. Fehlende oder fehlerhafte Klassifikationen werden hervorgehoben und können über Mapping-Funktionen korrigiert werden. Kundenindividuelle Kataloge lassen sich durch Filter und Massenanpassungen erstellen.
Der Export unterstützt BMEcat 1.2, BMEcat 2005, Ariba CIF, Excel und CSV. Die automatisierte Bereitstellung über FTP oder API eliminiert manuelle Upload-Prozesse. Primus Catalog integriert sich in bestehende Systemlandschaften und ergänzt diese um effiziente Katalogverwaltungsfunktionen.
Integration mit PunchOut-Katalogen
PunchOut-Kataloge ergänzen statische BMEcat-Kataloge durch dynamische Produktdarstellung. Die Technologie ermöglicht Einkäufern den direkten Zugriff auf Lieferanten-Webshops aus ihren eProcurement-Systemen heraus. Die Produktauswahl erfolgt im Webshop, die Warenkorbdaten werden anschließend zurück ins Einkaufssystem übertragen.
OCI (Open Catalog Interface) und cXML etablierten sich als Standards für PunchOut-Kataloge. Die Kombination von BMEcat für Stammdaten und PunchOut für Echtzeitinformationen optimiert Beschaffungsprozesse. Lieferanten stellen aktuelle Verfügbarkeiten und kundenindividuelle Preise bereit.
Die Integration beider Ansätze ermöglicht flexible Beschaffungsszenarien. Standardartikel werden über statische BMEcat-Kataloge bestellt, konfigurierbare Produkte über PunchOut-Verbindungen. Diese Kombination nutzt die Vorteile beider Technologien optimal.
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Zusammenfassung
BMEcat etabliert sich als XML-basiertes Austauschformat für Katalogdaten im B2B-Bereich. Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. initiierte die Entwicklung dieses Standards zur Standardisierung des elektronischen Datenaustausches. Die aktuellen Versionen BMEcat 1.2 und BMEcat 2005.2 unterstützen unterschiedliche Anforderungsprofile.
Die Integration von Produktklassifikationssystemen wie ECLASS, UNSPSC und ETIM strukturiert Produktdaten nach einheitlichen Standards. ETIM BMEcat kombiniert das BMEcat-Format mit branchenspezifischen Klassifikationen für elektrotechnische Produkte.
Der Einsatz spezialisierter Software automatisiert die Katalogverwaltung und reduziert manuelle Aufwände erheblich. Cloudbasierte Lösungen ermöglichen die effiziente Erstellung, Verwaltung und Ausleitung von BMEcat-Katalogen für unterschiedliche Kundensysteme.


